Es existieren sehr verschiedene Aussagen darüber, wieviel Energie die Katze braucht, also wieviele Kalorien in sie hinein müssen, um ihren Bedarf zu decken. Die einfachsten Angaben beziehen sich auf den Bedarf pro kg Körpergewicht. Lange Zeit ging man davon aus, dass die Katze täglich pro kg Körpergewicht rund 70 kcal (0,29 MJ) zu sich nehmen müsse, und dieser Wert geistert immer noch durch viele Bedarfstabellen und auch Köpfe. Dieser Wert wurde in einer Fütterungsstudie von Versuchskatzen in Koloniehaltung ermittelt. In "Katzen Krankheiten – Klinik und Therapie" [Kraft, Dürr, Hartmann (Hrsg.)] findet sich dankenswerter Weise der Hinweis, dass sich dieser Wert in der Praxis sehr oft als erheblich überhöht herausstellt und der Erhaltungsbedarf – zumindest der behüteten, erwachsenen und gesunden Hauskatze (hierunter fällt der gemütliche Freigänger ebenso wie die Wohnungskatze) – viel eher in einer Größenordnung von 36 kcal (0,15 MJ) pro kg Körpergewicht anzusiedeln ist. Dieser Wert entspricht auch in etwa meinen persönlichen Erfahrungen.
Zur Bestimmung des Erhaltungsbedarfs gibt es auch Rechenformeln, die – ggf. über den Zwischenschritt der Bestimmung des Ruheumsatzes (erforderliche Kalorienaufnahme, um im Ruhezustand das Gewicht zu halten) – den Energiebedarf (das 1,2- bis 1,4-fache des Ruheumsatzes) berechnen. Der mit diesen Formeln errechnete Wert liegt jedoch regelmäßig zu hoch, vermutlich orientiert an dem in Koloniefütterung ermittelten Erhaltungsbedarf. Diese Formeln haben andererseits den Charme, den Umstand widerzuspiegeln, dass ein kleiner Organimus einen höheren Energiemumsatz hat als ein größerer Organimus der gleichen Art. Einfacher gesagt: Ein zierliches EKH-Mädchen oder ein drahtiger Siam brauchen mehr Kalorien pro kg Körpergewicht als eine große BKH oder ein noch größerer Main Coon-Kater.
Diese Unterschiede sind möglicherweise nicht praxisrelevant und werden mit Verweis auf die geringen Größen-/Gewichtsunterschiede bei Katzen (im Vergleich zu Hunden) oft vernachlässigt. Im vuwi habe ich dennoch eine Formel eingesetzt, deren Exponent auf den in der Praxis geltenden Energiebedarf von 36 kcal pro kg Körpergewicht zielt und diesen je nach Normalgewicht variiert.
So lange Ihre Katze normalgewichtig und munter ist, brauchen Sie sich um die Energiezufuhr jedoch nicht zu sorgen. Es gibt aber auch Lebensphasen und Umstände, in denen der Energiebedarf der Katze deutlich höher liegen kann. Sowieso brauchen Katzenwelpen und säugende Katzenmütter ein Vielfaches an Energie. Auch Krankheiten können den Energiebedarf erheblich steigern, und da viele chronische Krankheiten der Katze Abmagerung und Auszehrung nach sich ziehen, muss man hier ggf. mit einer erhöhten Energiezufuhr entgegenwirken. Die erheblich abweichenden Bedarfswerte, die unter den Bedingungen Koloniehaltung und "normaler Katzenhaltung" ermittelt wurden, weisen darauf hin, dass auch Stress den Energiebedarf stark beeinflussen kann. Aktive, womöglich unkastrierte Katzen brauchen mehr Energie als geruhsame Exemplare ihrer Gattung. Darüber hinaus spielen wohl auch individuelle metabolische Gegebenheiten eine Rolle. Umgekehrt brauchen übergewichtige Katzen sehr viel weniger Energie – sprich: Kalorienzufuhr pro kg Körpergewicht – um ihr Gewicht (einschließlich des Übergewichts) zu halten.
Wieviel Energie Ihre Katze nun tatsächlich braucht, sehen Sie am besten an Ihrer Katze selbst. Protokollieren Sie regelmäßig das Gewicht Ihrer Katze und notieren Sie, mit welcher Kalorienzufuhr und Futtermenge sie dieses Gewicht hält. So können Sie planvoll reagieren, falls Ihre Katze Über- oder Untergewicht entwickelt.
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