Bedarf, Zutaten, Supplemente

Eiweiß

Eine angemessene Eiweißversorgung ist für die Gesunderhaltung der Katze essenziell. Der Erhaltungsbedarf an Eiweiß wird für Katzen mit etwa täglich 4 bis 4,8 g pro kg Körpergewicht angegeben. Der Mindestbedarf liegt bei etwa 2,4 g pro kg Körpergewicht täglich. Ein Eiweißmangel führt zum Abbau von Muskelgewebe und Auszehrung der Katze. Der Mindestbedarf sollte daher über allenfalls ein paar Tage hinaus nicht unterschritten werden, auch nicht aus diätetischen Gründen.

Auf der anderen Seite kann eine Katze mit Protein nicht überfüttert werden, und – anders als ein Zuviel an Fett oder Kohlenhydraten – macht zu viel Protein nicht dick. Es wird stattdessen ausgeschieden. Schwierigkeiten mit zu viel Protein können aber insbesondere nierenkranke Katzen haben. Und da die CNI (chronische Niereninsuffizienz) eine sehr häufige, vorwiegend bei Katzen ab ca. 10 Jahren (und dann umso häufiger, je älter die Katzen werden) diagnostizierte Erkrankung ist, rate ich vor allem bei älteren Katzen von einer den Bedarf wesentlich übersteigenden Proteinzufuhr ab, um die Nieren – als Klärwerk des Organismus – nicht unnötig zu belasten.

Hoch verdaulich für die Katze ist tierisches Protein. Die Verdaulichkeit steigt mit der Qualität des Fleisches und nimmt ab, je durchwachsener das Fleisch ist (durchzogen von Bindegewebe, Sehnen, Knorpel). Aussagen, dass helle Fleischsorten leichter verdaulich seien als rote oder umgekehrt, blieben für mich unüberprüfbar.

Der vuwi sieht die Verwendung von Fleisch in Lebensmittelqualität vor. Dies ist vor allem dem Umstand geschuldet, dass für nicht verzehrübliche Teile des Schlachttieres auch gar keine Inhaltsanalysen vorliegen, ohne die sich natürlich nicht kalkulieren lässt. Diese nicht verzehrüblichen Teile – Schlund, Magen/Darm, diverse Innereien, Schwänze, Ohren u.a. – landen als Schlachtabfälle im kommerziellen Tierfutter... und vielleicht auch in Wurstwaren. Seien Sie sich bitte dessen bewusst, dass Fleischmischungen für Barfer, wie sie als Tiefkühlkost z.B. im Internet oder auch in Tierfutterläden vertrieben werden, nicht mit Fleisch in Lebensmittelqualität vergleichbar sind, wenn es sich nicht um eindeutig z.B. als Muskelfleisch deklarierte (und erkennbare) Ware handelt. Diese Mischungen können im vuwi nicht kalkuliert werden, weil ihre Nährstoffzusammensetzung unbekannt ist. Vermutlich wird zudem das Protein darin nicht optimal verdaulich sein.

Schweinefleisch

Ich selbst bin als Futterköchin in der glücklichen Lage, auch Schweinefleisch sorglos einsetzen zu können, was natürlich vor allem im Hinblick auf Verfügbarkeit und Preis vorteilhaft ist. Als Barfer wollen Sie von der Verwendung rohen Schweinefleischs vielleicht absehen. Schweinefleisch kann Träger des Aujeszky-Virus sein, der bei Katzen eine tödliche Pseudotollwut auslöst. Die Pseudotollwut ist eine anzeigepflichtige Tierseuche, und Deutschland gilt seit vielen Jahren als aujeszky-frei. In 2009 wurde das Virus allerdings bei einem Wildschwein gefunden. Tatsächlich ist die Gefahr, dass Ihr Tier sich durch den Verzehr von rohem Schweinefleisch infiziert, statistisch gesehen sehr gering, aber die Verfütterung von rohem Schweinefleisch bleibt eine Gewissensfrage. Das Aujeszky-Virus wird durch Kochen zuverlässig abgetötet.

Fisch

Die Barfer unter Ihnen sollten Fisch nicht öfter als einmal pro Woche verfüttern, da viele Fischsorten das Enzym Thiaminase enthalten, durch das Vitamin B1 (Thiamin) zerstört wird. Die Katze ist auf eine ausreichende Versorgung mit Thiamin angewiesen, ein Mangel führt schnell zur Erkrankung.Das zerstörerische Enzym wird durch Kochen inaktiv, weshalb Futterköche auch öfter Fisch füttern dürfen.

Fett

Die Katze gilt als fettliebender Carnivore. Sie kann Fett gut verwerten, und sie verträgt auch viel davon. Die Spannbreite liegt zwischen etwa 10 % bis 50 % (Maximum) der Trockensubstanz des Futters. Für eine gesunde Katze würde ich Werte zwischen 15 und 30 % der Trockensubstanz anstreben. Anders als beim Menschen erfordern bei der Katze Krankheiten sehr viel seltener eine Fettreduktion, es zeigen aber manche Katzen individuelle Unverträglichkeiten auf zu viel Fett. Bei anderen Katzen erweisen Fettzugaben sich als hilfreich für die Verdauung und die Ausscheidung von abgeschluckten Haaren. Fett macht fett. — Achten Sie auf das Gewicht Ihrer Katze.

Sofern Sie Ihrem Futter extra Fett zugeben, empfiehlt sich die Verwendung von tierischen Fetten, z.B. ungewürzter Schweine- oder Gänseschmalz oder ungesalzene Butter.

Kohlenhydrate

Die Katze braucht keine Kohlenhydrate, kann diese aber gut verwerten, jedoch nur in einem gut aufgeschlossenen Zustand, also gründlich und weich gekocht. Kohlenhydrate können hilfreich sein, um die Nährstoffbilanz des Futters ausgewogener bzw. bedarfsgerechter zu gestalten. Insbesondere können durch die Zugabe von pflanzlichen Futterbestandteilen der Fett- und der Proteingehalt des Futters abgesenkt werden, was bei manchen Diäten erforderlich ist. Da durch die Zugabe von Kohlenhydraten die Energiedichte des Futters herabgesetzt wird, frisst die Katze etwas mehr, und das Kotvolumen wird größer. Die Darmperistaltik wird vom Kotvolumen mit beeinflusst, so dass sich dies verdauungsfördernd auswirken kann. Die natürliche Entleerung der Analbeutel wird ebenfalls durch das Kotvolumen mit beeinflusst. Wenn Ihre Katze Probleme mit Analbeutelentzündungen hat, kann daher die Erhöhung des Kotvolumens durch Zugabe von Kohlenhydraten und/oder Fasern hilfreich sein.

Da die Katze auf Kohlenhydrate aber nicht angewiesen ist, gibt es hierfür auch keine Bedarfswerte. Empfehlungen lauten z.B. dem Futter bis zu 2 % pflanzliche Komponenten beizufügen oder bis zu maximal 5 g pro kg Körpergewicht. Das klingt nicht nach viel, würde aber bedeuten, dass Kohlenhydrate bis zu rund 50 % der Trockensubstanz ausmachen können. Vielen kommerziellen Katzenfuttern werden reichlich Kohlenhydrate zugesetzt.

Im vuwi habe ich mich für gesunde Katzen für eine Standardeinstellung von 4 % Kohlenhydraten in der Trockensubstanz entschieden. Die Einstellung kann von Ihnen verändert werden.

Für Verwirrung hat bereits öfter die vom vuwi kalkulierte Menge der Kohlenhydratquelle gesorgt, die dem Einen unwahrscheinlich hoch, dem Anderen unwahrscheinlich niedrig vorkam. Haben Sie z.B. 1.000 g Fleisch, so verlangt der vuwi, um auf 4 % Kohlenhydrate in der Trockensubstanz zu kommen, vielleicht 57 g Reis oder aber 306 g Möhren. Der Grund dafür liegt darin, dass die Kohlenhydratquellen Kohlenhydrate ja auch nur zu einem gewissen Anteil enthalten. Reis z.B. enthält etwa 20,48 % Kohlenhydrate, Möhren aber nur 4,13 %, da Möhren größtenteils (nämlich zu rund 88 %) aus Wasser bestehen. Mit Möhren führen Sie Ihrem Futter also vor allem Feuchtigkeit, weniger Kohlenhydrate.

Rohe Kohlenhydrate sind für die Katze gleichbedeutend mit Ballaststoffen. So können z.B. gekochte Kartoffeln eine gute Ergänzung im Katzenfutter sein, um den Energie-, Protein- und Fettgehalt auszubalancieren und gleichzeitig einzelne im Fleisch rare Nährstoffe zuzuführen. Rohe Kartoffeln bzw. rohe Kartoffelstärke liefert hingegen keine Nährstoffe, kann aber als "Füllmaterial" bzw. Rohfaserersatz hilfreich sein bei der Regulierung der Verdauung oder auch, um ein Sättigungsgefühl zu erzeugen.

Rohfasern

Rohfasern liefern der Katze keine oder kaum Nährstoffe, sind aber wichtig, um die Verdauung in Gang zu halten. Wieviele Rohfasern für Ihre Katze angemessen sind, müssen Sie selbst herausfinden. Wenn der Kot zu hart und der Kotabsatz beschwerlich wird, erhöhen Sie den Rohfasergehalt. Den Literaturangaben folgend liegt der Rohfasergehalt im "normalen Katzenfutter" unter 5 % der Trockensubstanz. Im vuwi voreingestellt ist für die gesunde Katze ein Wert von 4 % der Trockensubstanz.

Rohfasern verringern die Verdaulichkeit des Futters und zwar (laut "Katzen Krankheiten" [Kraft, Dürr, Harmann (Hrsg.]) um 0,88 % pro Gramm Rohfasern in der Trockensubstanz. Laut "Klinische Diätetik für Kleintiere" (Hand, Thatcher, Remillard, Roudebush) verringern Rohfasern die Aktivität der Pankreasenzyme, sie erhöhen die fäkale Ausscheidung von Gallensäuren und Fett, sie führen zu einer langsameren (aber nicht verringerten) Absorption von Kohlenhydraten und Fett, und sie verringern die Verwertbarkeit von Mineralien. Leider geben die Autoren nicht an, in welchem Maß die Verwertbarkeit von Mineralien herabgesetzt wird. Aufgrund dieser Wirkungen können Rohfasern zu verschiedenen diätetischen Zwecken hilfreich eingesetzt werden, v.a. zur Gewichtsreduktion.

Wir unterscheiden zwischen löslichen und unlöslichen Ballaststoffen. Lösliche Ballaststoffe kommen vor allem in Gemüse und Obst vor, Gummar, Flohsamenschalen, Pektine und Guar gehören dazu. Unlösliche Ballaststoffe sind z.B. Cellulose und Kleien. Für die unerwünschten Blähungen, die ein erhöhter Rohfasergehalt ausgelösen kann, werden vor allem die löslichen Ballaststoffe verantwortlich gemacht. Meiner persönlichen Erfahrung und zahlreichen Berichten anderer Katzenhalter nach scheint jedoch Gummar zu den verträglichsten Rohfasern zu gehören. Möglicherweise sind für die Katze Ballaststoffe auch generell weniger löslich als für den Menschen.

Es bleibt Ihnen letztlich nur, es auszuprobieren, welche Ballaststoffe in welcher Zusammensetzung und in welchen Mengen Ihre Katze gut verträgt. Wenn Sie den Rohfasergehalt in Ihrem Futter erhöhen, empfehle ich Ihnen, das schrittweise zu tun, damit der Verdauungsapparat sich daran gewöhnen kann. Achten Sie auf Symptome wie erschwerten Stuhlgang (oft auch eine Folge von Blähungen, die sich bei der Katze nicht unbedingt geräuschvoll und geruchsintensiv äußern und daher oft unbemerkt bleiben), aufgetriebenen Leib, erhöhte Magensäuresekretion (Aufstoßen, vermehrtes Schlucken). Wenn solche Symptome auftreten und länger bestehen bleiben (als Zeitfenster zur Gewöhnung würde ich hier ca. zwei Wochen ansetzen), dann ändern Sie Ihre Ballaststoffmischung.

Kartoffeln als Kohlenhydratquelle oder Rohfaser

Wie oben schon angemerkt, sind für die Katze rohe Kohlenhydrate nicht verwertbar und somit Ballaststoffe. Kraft/Dürr et al. favorisieren bei Verstopfungsproblemen die Zugabe von roher Kartoffelstärke (im Supermarktregal zu finden bei den Soßenbindern).als idealen, moderat fermentierbaren und abführenden Ballaststoff, der in Dosierungen von bis zu 8 g pro kg Körpergewicht gut vertragen wird.

Anstelle der reinen Kartoffelstärke können Sie auch rohe Kartoffeln verwenden, müssen diese dann aber gründlich schälen und alle grünen Stellen großzügig herausschneiden. Sie werden öfter den Hinweis finden, dass rohe Kartoffeln (nicht nur) für Katzen giftig seien. Das stimmt insofern, als insbesondere in der Schale und in grünen Stellen vermehrt Solanin enthalten ist, was in höheren Mengen toxisch wirkt. Der Mensch müsste allerdings zwischen etwa 4 und 20 kg rohe Kartoffeln essen, um eine für ihn tödliche Dosierung von 400 mg Solanin zu erreichen.

Solanin wird auch durch Kochen nicht zerstört, sondern nur ausgeschwemmt. Daher sollten Sie auch bei der Verwendung von gekochten Kartoffeln diese ebenso gründlich schälen und alles Grüne wegschneiden. Den Solaningehalt können Sie weiter verringern, indem Sie die gekochten Kartoffeln vor der Zugabe zum Katzenfutter gut abtrocknen.

 

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